Schwanger in Pandemiezeiten: Teil 3
- Tatjana
- 9. Juli 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Okt. 2023
Ich fühlte mich in der Zeit der Schwangerschaft nie alleine, denn ich trug ja mein ungeborenes Baby unter meinem Herzen und gemeinsam mit meinem Freund schufen wir ein gemütliches Nest für unsere junge Familie. Dennoch war ich in dieser Zeit manchmal so einsam wie noch nie. Warum? Naja, wegen Corona und den damit verbundenen Herausforderungen, die wir alle bereits viel zu lange ertragen (müssen).
Eltern umarmen, Freundinnen mit Bussi links, Bussi rechts begrüßen, Hände drücken und festhalten, wenn’s grad mal schwer ist? Diese Zeiten waren mal. Stattdessen reduzierten mein Freund und ich die sozialen Kontakte auf das absolute Minimum. Enge Familienmitglieder, wie unsere Mütter, trafen wir gelegentlich, hielten aber immer Abstand und die engsten Freundinnen traf ich nur im Freien. Für den einen oder anderen mag das übertrieben vorsichtig klingen, aber nicht für uns. Wir wollten auf keinen Fall irgendein Risiko eingehen und uns oder unsere ungeborene Tochter gefährden.
Da ich auch noch frühzeitig in den Mutterschutz geschickt wurde, aufgrund einer Gebärmutterhalsverkürzung, hatte ich seit dem 2. Trimester auch keinen täglichen Kontakt mit Arbeitskolleg/innen. Mir fehlte der berufliche Austausch anfangs sehr. Selbstverständlich blieb ich mit der einen oder anderen Kollegin in Kontakt, aber wir hörten/sahen uns nicht - wie üblich - täglich. So blieb ich also zuhause und kümmerte mich um mich und meinen Bauch. Ich nahm an Online-Schwangerschaftsyoga-Kursen teil, machte Online-Trageberatungen und besuchte einen digitalen Geburtsvorbereitungskurs. Aber online ist nicht live! Einerseits find ich es toll, dass aufgrund der Pandemie so viele digitale Möglichkeiten entstanden sind und dadurch ein wenig Normalität geschaffen wird/wurde. Andererseits geht durch den Bildschirm vieles verloren, allen voran das Gemeinschaftliche. Klar, es ist gemütlich in Leggings und Schlabbershirt auf der Couch mit Laptop auf dem Schoß der Hebamme über die Geburtsphasen, Geburtspositionen und die richtige Atmung zu lauschen oder nach dem Yoga gleich von der Matte unter die eigene Dusche zu springen. Aber es fehlt etwas Essentielles: der Austausch und das Miteinander. Und das kann (meiner Erfahrung nach) nur entstehen, wenn man sich in der realen Welt und nicht virtuell kennenlernt! Als Schwangere ist es doch so: Man sucht eigentlich nur nach Gleichgesinnten, mit denen man sich über das Geschlecht des Babys, Schwangerschaftsstreifen, Gewichtszunahme, Blähungen, Schwangerschaftsakne, das unglaubliche Glück oder die Ängste, die bevorstehende Geburt betreffend, unterhalten kann. Und diese Community fehlt eindeutig in Pandemiezeiten. Natürlich lernt man werdende Mütter auch digital kennen, für mich ist es aber nicht dasselbe. Ich habe es kein einziges Mal erlebt, dass man noch länger im Videochat blieb um sich danach gemütlich bei einem Kaffee (oder Tee) auszutauschen. Nachdem die Lehrerin den Kurs beendet hat, klicken alle auf „Verlassen“ und sind weg, gehen ihrer täglichen Pandemie-Mutterschutz-Routine nach und vergessen sind die anderen werdenden Mütter, die vielleicht dieselben Sorgen, Zweifel, Ängste, Freuden und dasselbe Glück haben wie du selbst.
